St. Antonius Großenbach

Konzept der Chorraumgestaltung von St. Antonius der Einsiedler, Großenbach
Ruhe und Klarheit, Besinnung, innere Einkehr, Gebet und stille Anbetung - wie lässt sich die Bedeutung, die in diesen Wörtern steckt, gestalterisch umsetzten? Neben dem physikalischen Raum soll der Chorraum auch als Sakralraum, Vorstellungsraum, Bewußtseinsraum und Innenraum erlebt werden, wie lässt sich das vermitteln? Entlang dieser Fragestellungen habe ich den Chorraum gestaltet.

Gestaltungsgrundlagen sind die Wahl von Naturmaterialien aus der näheren Umgebung, klare Formen, ein stilles Farbkonzept, verbunden mit einem achtsamen Umgang mit dem Vorhandenen und dessen Geschichte.

Großenbach und seine Kirche haben eine lange und wechselvolle Vergangenheit, von der z.B. der alte Wehrturm der Kirche zeugt. Der Ort hat das Siedlungssterben, das Zeitalter der Reformation und Glaubens-

kriege, Bauernaufstände und -kriege, Hexenprozesse, den Dreißigjährigen Krieg, Pestepidemien, den Siebenjährigen Krieg, den Aufmarsch der Grand Armee, den 1. sowie den 2. Weltkrieg miterlebt.¹

Diese gespeicherte Geschichte als Fundament, umgesetzt in Form eines Bodenbelages aus heimischem, rotem Sandstein, mit dem der gesamte Kirchenraum belegt werden soll. Ein Bodenbelag, der die selben Wurzeln hat, wie der Großteil der Bewohner Großenbachs.

Altar, Ambo, Tabernakel sowie Taufbecken sollen aus Muschelkalk Blaubank aus dem Würzburger Raum/Unterfranken bestehen. Sedilien werden aus Eichenholz gefertigt. Als weitere Materialen werden Glas und Edelstahl Verwendung finden.

Altar und Ambo
Das geöffnete Kreuz als durchgehendes Motiv

Der Altar entwickelte ich aus einem Steinquader, einem Block mit beträchtlichem Gewicht und Umfang, der in Länge und Breite vertikal halbiert wird. So entstehen vier Teile. »Die Zahl vier ist in der christlichen Symbolik Zeichen für das Irdische im Gegensatz zum Göttlichen: vier Himmelsrichtungen, vier Jahreszeiten, vier Elemente.«²

Die Sägekanten der so entstandenen Teile ergeben eine Kreuzform. Die vier Quader werden auseinander gerückt. Der nun geöffnete Altar lässt Licht und Raum in das Volumen eintreten. Zwischen Außenräumen, Zwischenräumen und Binnenräumen entsteht der für die Arbeit so wichtige Innere Raum. Ein freier Raum zwischen dem Spannungszentrum der Steinmassen. Ein Freiraum, der im Zeichen des Kreuzes und dem umgebenden, festen Fundament, christlich gestaltetes Leben anbietet.

»Das Kreuz symbolisiert zum einen den Opfertod Jesu Christi. Zum anderen symbolisiert es die Verbundenheit des Menschen mit der Erde und den Mitmenschen (waagerechte Achse des Kreuzes), sowie mit dem Göttlichen (senkrechte Achse des Kreuzes).«² Bei diesem Altar wird das Kreuz auf den Boden gelegt, es wird vom zweidimensionalen Objekt ins dreidimensionale erweitert. Die Verbundenheit des Menschen mit der Erde und den Mitmenschen wird in alle 4 Himmelsrichtungen angezeigt, die Verbundenheit mit dem Göttlichen zeigt die senkrechte Kreuzöffnung. Diese zwei Verbindungen finden ineinander statt.

Die Kreuzstruktur greift in den Kirchenraum. Ein Kreuz also, das sich in alle Richtungen durch die gesamte Kirche erweitert.
An der Oberseite des Altars wird die Kreuzöffnung mit Glasplatten belegt. Glas als Material, das Transparenz zulässt. Die vier Steinquader werden wieder zu einer Einheit verbunden.

Die Oberflächen des Steinquaders werden gebürstet, die Innenflächen bleiben Sägerauh.
Die Reliquien werden sichtbar in den Boden, am Schnittpunkt der beiden Kreuzachsen, eingelassen.

Der Ambo ist vom selben Gedanken getragen und gestaltet. Ein Steinquader wird geöffnet zu vier Teilen und einem Kreuz. Am "Tisch des Wortes" kommt die theologische Bedeutung der Zahl 4 in den Vordergrund: »vier Paradiesflüsse (1.Mos.2, 10ff), vier Evangelisten (Matthäus, Markus, Lukas, Johannes), vier große Kirchenlehrer (Augustinus, Ambrosius, Hieronymus, Gregor der Große).«² Auch hier wird durch die Kreuzöffnung Entfaltungsraum angeboten

Wieder werden an der Oberseite die Kreuzöffnungen mit Glasplatten belegt.
In die Stele ist eine Buchablage eingearbeitet, als deren Grundplatte dient eine Glasplatte.

Als zweite Auslegefläche für das Evangelium ist eine Glasablage vorgesehen, die in der linken Kirchenwand, neben der Marienstatue, befestigt werden soll. Wird das Buch vom Ambo mit einigen Schritten zur Ablage getragen, wird aus der Handlung ein bewußter Akt. Die Wand bietet dem interessierten Besucher Ruhe und Schutz, ein Ort also, der einlädt, in Ruhe das Evangelium nachzulesen

Tabernakel
Die Tabernakelstele soll freistehend, vor dem Ostfenster der Kirche platziert werden. Sie soll auf der Hochaltarplatte stehen, die in den Boden eingelasssenen wurde. Die Form entspricht in ihrem Verhältnis dem des Sakramentshäuschens. Der Bezug der Tabernakelstele zum Sakramentshäuschen ist so erkennbar. Auch diese Stele ist wieder vierteilig mit Kreuzöffnung.

Der darin eingelassene Tabernakel selbst besteht aus 10 mm starkem, semitransparentem Verbundsicherheitsglas. Die Beschläge sind aus Edelstahl. Durch den Lichteinfall des Kirchenfensters dahinter werden die Umrisse des Inhalts zu erahnen, nicht aber direkt zu erkennen sein.

Als Abstellfläche dient eine klare Glasplatte, die unterhalb des Tabernakels in die Stele eingelassen ist.

Taufbecken
Das Taufbecken soll ebenfalls aus einer vierteiligen Steinstele mit gekreuzten Sägeschnitten bestehen, das Becken selbst soll eine bündig eingelegte Glasschale sein. Das geöffnete Kreuz im Taufbecken bleibt durch das Glasbecken sichtbar. Das Kind erhält das Sakrament inmitten der Kreuzöffnung, die vertikal vom Boden nach oben führt.

Der Standort soll rechts vor dem Altarraum, unter der Statue des Hl. Antonius sein. Dieser Ort verdeutlicht die Aufnahme in die christliche Gemeinde Großenbachs. Das Sakrament wird in unmittelbarer Nähe zur Darstellung des Kirchenpatrons gespendet.

Südliches Chorraumfenster
Auch hier sind Ruhe und Klarheit die wichtigsten Gestaltungsrichtlinien. Die Querstreben sollen in ihrer jetzigen Form bestehen bleiben, ebenso der Lüftungsflügel. Darin sollen überwiegend fünfeckige Glas-scheiben die Front schmücken. Farblich soll das Südfenster mit vier bis fünf unterschiedlich intensiven Gelbtönen ausgestattet werden, die stellvertretend für die Sonne gewählt sind.

Die Form stellt die mikroskopische Zellstruktur von Menschen, Tieren und Pflanzen dar. In der Umsetzung für Bleiglasfenster erhielten die Zellen drei- vier- und fünfeckige Formen, es ist ein in sich ruhendes und gleichzeitig lebendiges Fenster.

»Nach Pythagoras ist die fünf die Zahl des Mikrokosmos im Menschen.«²

»Die christliche Symbolik der Fünf ist im Zusammenhang mit den vier Elementen zu erklären, aus denen man sich die materielle Welt geschaffen dachte: Feuer, Erde, Luft und Wasser. Das fünfte Element, das nicht der Materie zugehörig ist, das ist der Geist - der materiell nicht greifbare Geist im Menschen, die so genannte Quintessenz.«²

Sedilien
Als Sedilien sollen schlichte Hocker dienen, die aus massivem Eichenholz angefertigt sind. Alle drei Hocker sind von der selben Form und Größe. Die Sitzflächen werden mit rutschfesten Polsterauflagen ausgestattet. Der Standort soll rechts vom Altar, vor dem Südfenster der Kirche sein.

Sonstiges
Das Kreuz könnte im Chorraum an der linken Wandfläche neu platziert werden.
Marienstatue und Statue des Hl. Antonius verbleiben am jetzigen Standort. Sei bekommen einen neuen, schlichteren Sockel, ebenfalls aus Muschelkalk Blaubank.

Passend wäre ein Farbkonzept in den Farben grau und rosa.

Apostelleuchter, das ewige Licht sowie die Altarkerzen sollen aus schlichten Kerzenhaltern aus Edelstahl mit einer Wachsauffangfläche aus Glas bestehen.

¹ Vgl. Franz-Josef Kircher: Ein kurzer Abriss der Geschichte von Großenbach unter www.großenbach.de
² Vgl. www.derkleinegarten.de