Aurora - schwimmender Stein

Aurora - schwimmender Stein
Estremoz - Marmor, Glaskubus, Wasser
1,00 × 0,25 × 0, 25 m
2005

Neues sichtbar zu machen, wie es Lioba Abrell formuliert, steht offenbar, wie die Verwendung von Estremoz Marmor, im Mittelpunkt ihrer Werke. Gestaltete die gelernte Steinbildhauerin schon in früherenArbeiten aus diesem hellen, beigefarbigen Naturstein fragile Körperteile, so scheint nun die Entwicklung zu etwas unkörperlichen sichtbar zu werden: die aus einem Marmorblock geschliffene Schale, Aurora / Morgenröte), ist auf eine Wasserfläche gesetzt und irritiert, denn troz einer, vielleicht anzunehmenden Vermutung, geht die Schale nicht unter.

Scheinbar wird hier mit einer konventionellen Vorstellung von Stein, als etwas Massivem, Stehenden, geborchen. Die, in einem langen und behutsamen Arbeitsprozess auf drei bis vier Millimeter geschliffene, in eine klare Form gebrachte Schale spiegelt sich im Wasser und eröffnet mir ihrer dünen und glatten Oberfläche ein interessantes Spiel von Lichtreflexen. Deutlich erscheinen auch Prozessspuren am gebrochenen Rand der Schale, die so offener und freier wirkt.

Es hat den Anschein, dass die Möglichkeiten des Materials auf das äußerste ausgenutzt werden, um den Eindruck einer Materialästhetik von Leichtigkeit und Zartheit zu erreichen. Der Stein scheint nicht mehr steingerecht zu sein, wie es Lioba Abrell formuliert. So führt die Künstlerin hier, mit der in-sich-ruhenden Schale die zugleich auf der bewegenden Wasserfläche aufliegt, ein Wechselspiel von Bewegung und Stillstand (der Seins) vor Augen.

Sebastian Fitzner
2005